18. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Gemeinde,

es war der 14. Juli 2021, als die Flutwelle über Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hereinbrach. Das Leben vieler Tausender Menschen hat sich mit einem Male radikal verändert. Mehr als 100 Menschen sind in den Flutwellen zu Tode gekommen, viele werden seitdem immer noch vermisst. Unzählige Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen zusammengebrochen. Viele Existenzen sind zunichte. Viele wissen nicht, wie es weitergehen soll.

Es hat sich in dieser großen Not aber auch etwas anderes gezeigt. Die unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft, der Solidarität, des Miteinanders. Was haben Menschen nicht alles auf die Beine gestellt. Angefangen bei den offiziellen Einrichtungen, wie Feuerwehr, THW, Malteser usw. bis hin zu vielen Privatfirmen, die ihre Maschinen und Geräte zur Verfügung gestellt haben. Unzählige Landwirte, auch aus unserer Gegend, haben sich mit ihren Treckern auf den Weg gemacht, um zu helfen. Unzählige Ballen Heu und Stroh wurde in die Krisengebiete transportiert, damit auch die Tiere nicht unversorgt bleiben. Und wieviel Millionen Euro wurden in diesen ersten Wochen bereits gespendet, damit Menschen schnell und unbürokratisch geholfen werden kann. Auch wir wollen an diesem Sonntag mit der Sonderkollekte ein kleines Zeichen setzen.

Im Bezug auf die Flutkatastrophe und die große Hilfsbereitschaft hat mich das heutige Evangelium ins Nachdenken gebracht. Die Menschen suchen Jesus und erwarten von ihm eine klare Ansage. Sag uns doch, was wir zu tun haben. Wie oft haben sich Menschen in dieser schwierigen Zeit auch nach einer klaren Ansage gesehnt. Sagt uns, wo es langgeht. Vielfach war diese Ansage in dieser schwierigen Zeit nicht möglich. Umso erfreulicher die Tatsache, dass viele Menschen sich auf den Weg gemacht haben, geholfen haben, mit den ihnen zur Verfügung stehenden technischen Mitteln – auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Und es war alles Tun ohne Berechnung. Und das ist für mich fester Glaube. Im ganzheitlichen Tun bei den Menschen sein, ohne etwas dafür zurück geschenkt bekommen – einfach machen. Solch ein Tun führt zur Wahrheit. Und das ist im Letzten Leben in der Nachfolge Jesu. Beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang das Tun eines Helfers, der die Abflüsse der Steinbachtalsperre in Euskirchen mit seinem Bagger vom Geröll befreit hat, damit das Wasser fließen konnte. Somit konnte Druck von der übervollen Talsperre genommen werden und die Dämme brachen nicht. Tausenden Menschen wurde durch die extrem lebensgefährliche Hilfsbereitschaft eines einzelnen das Leben gerettet. Angesprochen auf dieses brisante Tun antwortete der Mann: „Ich bin ein gläubiger Mensch: Ich habe mich zweimal gesegnet, bevor ich da runter bin", … ich hatte keine Angst, weil dahinter stand ja was Großes. Nämlich, dass kein Mensch zu Schaden kommt". Darum geht es Jesus in diesem Evangelium und in der Diskussion mit den Menschen. Um den direkten Gottesbezug eines jeden Einzelnen, und  gar nicht um das Sich-bestaunen-lassen wegen vermeintlicher übernatürlicher Taten. Jesus spricht auch an uns die Einladung aus, ganz in seiner Nachfolge zu leben, so wie er sein Leben ganz in Gott geborgen wusste und von da aus den Menschen Gutes getan hat. Für diesen Weg will er auch uns gewinnen, und wie gut tut es, zu sehen, dass viele Menschen schon auf diesem Weg sind.

Eine gute Woche wünscht Ihnen

Ihr Pastor Markus Thoms

Pfarrbüro St. Anna

Friedenstraße 6
48485 Neuenkirchen 

Tel. 05973 / 94 73 - 0
E-Mail: stanna-neuenkirchen@bistum-muenster.de 

Die Kirche sei immer ein Ort der Barmherzigkeit und Hoffnung, wo wir spüren, dass wir angenommen und geliebt sind und Vergebung erhalten.
— Papst Franziskus